Hallo zusammen,
war seit einiger Zeit stiller Beobachter dieses Forums und habe dabei wirklich viel über das Thema gelernt. Vielen Dank an all die aktiven Nutzer.
Jetzt muss ich euch als indirekt Betroffener um Rat fragen.
Bei meiner Frau wurde vor knapp einem halben Jahr Hashimoto diagnostiziert.
Ich weiß nicht, welche unserer Schwierigkeiten der Krankheit geschuldet sind und für welche sie verantwortlich ist.
Kann sie etwas dafür oder nicht?
Die Situation ist mir erst seit knapp einem Jahr bewusst geworden, da ich seitdem von Zuhause aus arbeite und meine Frau den ganzen Tag über erlebe. Vorher war ich tagsüber im Büro.
Das Problem:
Meine Frau arbeitet drei Tage in der Woche als Altenpflegerin zum Geldverdienen. An den restlichen Tagen hatte sie ursprünglich vor, ihr Masterstudium durchzuziehen.
Seit einiger Zeit, etwas mehr als einem Jahr, habe ich das Gefühl, dass völlig aus der Bahn geworfen ist:
- Sie geht zur Arbeit und ansonsten lässt sie alles "Handfestes" schleifen.
- Sie hat Angst vor den Prüfungen, setzt sich aber nicht einmal 10 Minuten hin, um dafür zu lernen (nicht anspruchsvoll, wäre nur reines "Auswendigpauken", ihre vorherigen Noten waren SUPER)
- Sie hat Fotografie studiert, lässt dies aber völlig schleifen
- Sie verschläft Fristen
- Sie geht ernsthafte Probleme und Situationen (drohende Kündigung eines extrem hohen Kredits) nicht an, sondern tut nichts, die Verschuldung wird immer größer (So eine Art Vogel-Strauß-Taktik)
- Sie hat keine Motivation für Sport
Zusammenfassung:
Ich versuche mit ihr eine gemeinsame Zukunft aufzubauen, aber ich weiß auch, dass Luft und Liebe allein auf die Dauer nicht ausreichen. Für ein gemeinsames Projekt, in dem man vielleicht auch Verantwortung für Kinder übernehmen wird, muss man auch die Herausforderungen angehen. Das heißt für mich, Probleme angehen, Studium beenden etc. Zusammenfassend: Den Arsch hochkriegen.
Insbesondere die komplette Planlosigkeit und Aufschieberitis bzgl. Studium (beenden/abbrechen?) und Kredit schnüren mir den Hals zu.
Ich habe viel versucht
Mir fällt nicht mehr ein, wie ich noch helfen soll. Habe versucht, sie zu motivieren, Hilfestellung zu geben, sie zu unterstützen. Ich habe sogar versucht, Druck zu machen (als ich nicht mehr weiterwusste). Nach dem Prinzip: Wenn das Projekt "wir beide" laufen soll, müssen wir beide etwas dafür tun.
Dass ich das Gefühl habe, die Verantwortung alleine zu tragen, macht mir Angst.
Aber es passiert nichts. Sie kümmert sich um nichts, was uns "Grund an die Füße" gibt. Der Haushalt, die Gardinen, Kleider für Hochzeitseinladungen...aber nichts Wesentliches - ich hoffe, Ihr versteht, was ich meine. Sie ist immer beschäftigt. Aber nicht das Wichtige, aber manchmal halt Unangenehme.
Ich kann nicht beurteilen, wie weit ich den Grund bei der Krankheit finden kann. Oder wie weit dieses Verhalten ihre Verantwortung ist.
Völlig ohne Hintergrundwissen habe ich von einem guten Freund die Aussage gehört: "Wer drei Tage die Woche arbeiten kann, kann auch zwei Tage die Woche die anderen Dinge erledigen. Warum sollte die Krankheit das eine zulassen, aber das andere nicht."
Sehr platt, ich weiß. Und die Realität ist komplizierter. Aber wenn ich ehrlich bin, ist der Gedanke mir auch schon gekommen.
Ich möchte mit ihr zusammen sein, weiß aber nicht, was ich erdulden muss und was ich erwarten kann.