Hallo liebes Forum,
Ich habe mich heute angemeldet, weil ich urplötzlich vor drei Wochen diverse Beschwerden bekommen habe, die teilweise massiv sind und mich ganz schön aus der Bahn geworfen haben.
Aber zunächst eine kurze Vorstellung:
Ich bin Chris(toph), bin 35 und habe meine Hashimoto Diagnose mit ungefähr 20 Jahren bekommen. Die Diagnose war damals eine große Erleichterung, da ich einige Wochen Symptome wie Angst-, Panikattacken, Innere Unruhe und Herzrasen hatte. Anfangs hieß es es wäre Psychosomatisch und der anschließende Prozess meiner Selbstzerlegung und Hinterfragens meines Lebens war absolut destruktiv. Nach der Diagnose hat es damals ungefähr 3 Wochen gedauert bis ich erstmal ganz gut eingestellt war.
Mit kleinen Schwankungen hat das nun fast 15 Jahre lang gut funktioniert. In der Zeit war ich sehr resistent gegen Schwankungen der Dosis (hab auch mal 1-2 Tage vergessen), gegen Stress (hatte teilweise massiven Stress durch meine Promotion (bin Physiker), die ich neben meiner Arbeit gemacht habe. Seit 2012 nehme ich täglich, einmalig 75µg L-Thyrox (1a pharama und manchmal von Henning [hatte mir bisher keine Gedanken darüber gemacht]). Mein Allgemeinzustand war eigentlich immer ganz gut. Bin 189cm groß, wiege so 85kg und bin aktuell mäßig sportlich, vor ein paar Jahren aber sehr (hoffe da komme ich wieder hin). Bisher war Hashimoto für mich, morgens Tablette nehmen und einmal pro Jahr zur Kontrolle. Mir ging es gut, bis mein Leid am 17.03.2020 begann.
Tag X --Am 17.03 hatte ich Abends plötzlich das Gefühl nicht richtig einatmen zu können. Ich hatte den Wunsch tief einatmen zu wollen, aber ein Gefühl wie gegen einen Widerstand zu atmen. Manchmal konnte ich aber einatmen was mich für 1-2 min beruhigte, dann ging es aber wieder los. Da ich alleine in meiner Wohnung war (führe eine Fernbeziehung) hab ich eine richtige Panikattacke bekommen. Der ganze Zustand dauerte mehrere Stunden, irgendwann bin ich nachts erschöpft eingeschlafen.
Ich muss dazu sagen, dass ich die Tage davor eine leichte Erkältung hatte (etwas stechen auf der Lunge) die ich ignoriert hatte und leider auch das pflanzliche Produkt Angocin (habe danach erfahren, dass es evtl. auch Nebenwirkungen mit SD verursachen kann) tagelang gefuttert habe. Am nächsten Tag hat mich mein Hausarzt auf Grund Corona nur per Videochat beurteilt, ein Inhalator (Salbutamol) verordnet und mich krank geschrieben. Ich bin dann in meine ursprüngliche Heimat zu meiner Freundin gefahren und lag die nächsten Tage im Bett. Die Lunge wurde auch erst schlechter war dann aber nach drei Tagen wieder gut.
Tag X +7 -- 24.03 Aber ich hatte immer noch manchmal den Zwang tief einatmen zu wollen und habe starkes Herzklopfen/Herzrasen bekommen. Habe dann einen Termin kurzfristig bei meinem alten Hausarzt bekommen. Dort wurde Ruhe-EKG gemacht (alles ok); Blutwerte abgenommen, weil ich vermutete habe, dass etwas mit der Schilddrüse nicht stimmt. Arzt hat mich auch gefragt ob ich eher der nervöse Typ wäre, was ich verneinte, da ich eigentlich eher robust bin, was die nächsten Tage ganz schön auf die Probe gestellt wurde.
Tag X+ 10: Mir geht es echt nicht gut mit Herzrasen und völligem Stressgefühl. Nachts kurz Zittern. Kalte Füße. Ich beschließe Thyroxin für einen Tag wegzulassen. Am nächsten Tag geht es mir deutlich besser, weniger Herzrasen, weniger Atemprobleme. Aber immer gegen Nachmittag geht es schlechter, wird bis 20 Uhr schlimmer. Morgens meistens keine Beschwerden.
Tag x+ 14: 31.03 -- Die Ergebnisse sind da: TSH 2,1 (Ref. 0.35-4,5) FT3=3,94 (Ref. 2.00-4,2) FT4=2,24 (Ref. 0,8-1,7); Mein Arzt rät mir auf 50µg pro Tag runter zu gehen, weil ich die Tage davor gut klar kam mit 75µg, aber alle drei Tage gar nichts.
Tag x + 18: 4.04 -- Die letzten Tage waren echt gut, habe wieder gearbeitet (viel im Sitzen, aber mir ging es ganz gut, nur manchmal Druck auf dem Herzen); Am Samstag dann einen Radausflug mit meiner Freundin gemacht. Bei einer Pause plötzlich kribbeln im Arm und wieder Atemprobleme, totales Unwohlgefühl, Puls auf 100 hoch und dort 3 Stunden geblieben. Bin noch nach Hause gefahren, dort probiert zu entspannen, aber völlig gestresst und fertig. Blutdruck gemessen 150/95 (für meine Verhältnisse viel zu hoch); Ohrenrauschen/Ohrenflattern.
Tag x+ 21: 7.04: Mir geht es immer noch miserabel, das Herz schlägt stark. Habe neue Probleme, mein linker Arm schmerzt. Eine Kombination aus, als ob das Blutstaut und Sehnenentzündung (Tennisarm). Bin wieder beim Arzt, es wird Blut abgenommen um das Herz zu checken, außerdem wieder Ruhe-EKG (alles ok). Der Arzt rät mir weiter 50µg zu nehmen, da man es erst Wochen später beurteilen kann ob die Dosis richtig ist. Weitere Abklärung Herz kommende Woche. Ich bin gefrustet.
Tag x+ 23: 9.04 -Mir geht es immer noch schlecht. Jeder Tag ist geprägt von der Hoffnung, dass es besser wird. Tut es aber nicht. Nachdem der Arzt sich aber nicht gemeldet hat, gab es aber wohl nichts Akkutes in den Blutwerten. Ich mache trotzdem einen Wanderausflug mit meiner Freundin. Eigentlich eine lächerlich kleine Runde mit nur 170 Höhenmetern, ich muss bei Steigungen alle 50m stehen bleiben, mein Herz schlägt stark und ich habe den Wunsch tief einzuatmen. Außerdem fühlt sich mein Kopf wie Watte an, als ob ich ein Zombie wäre. Abends habe ich immer noch Probleme einzuatmen und benutze den Inhalator mit Salbutamol. Riesenfehler! Bin schlagartig wach für Stunden und mein Herz schlägt brutal. Inzwischen habe ich auch immer das Gefühl mein rechtes Bein wäre eingeschlafen und mein rechter Arm bekommt beim Spazieren gehen auch ein Druckgefühl, dass danach aber verschwindet. Bin psychisch völlig KO und beschließe keine Tablette Thyroxin zu nehmen.
Tag X+25: 11.04 (heute): Habe inzwischen zwei Tage keine Tablette genommen; Mir geht es viel besser (Herzrasen ist so gut wie weg, nur bei Belastung merke ich leicht was); in Ruhe keine Atembeschwerden, nur leicht bei Belastung (Einkaufen), Kopf viel klarer; insgesamt gute Laune. Arme tuen immer noch leicht weh, Bein immer noch leicht eingeschlafen. Blutdruck immer noch hoch, manchmal noch Ohrenrauschen.
Da stehe ich nun und frage mich wie geht es weiter. Mein nächster Arztbesuch ist kommenden Donnerstag, dort soll ein Herzultraschall, Belastungs-EKG und Gesundheitsuntersuchung gemacht werden.
Aber ich eine Menge Fragen und vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen:
- Warum habe ich nach 10 Jahren plötzlich eine Überfunktion, die Schilddrüse wird ja nicht besser? Ist dies ein Schub, wenn ja wie lange dauert dieser normalerweise?
- Warum bin ich plötzlich so dermaßen sensitiv auf meine Medikamente, eine Reduzierung von 75µg auf 50 ist ja eigentlich schon ein Brett, aber scheinbar geht es mir aktuell nur ohne etwas gut. Außerdem heißt es immer, dass man Dosisänderungen erst Tage/Wochen später merkt. Ich brauche 24 Stunden.
- Wie komme ich wieder in den Normalzustand, jetzt gar nichts zu nehmen ist doch bestimmt nicht die Lösung. Soll ich mit weniger als 50µg, z.B. 37,5µg langsam versuchen. Die letzten Tage waren der Horror, daher will ich echt nicht zurück auf die 50, obwohl dies schon viel weniger als sonst war.
- Passen die Symptome alle zu Hashimoto oder habt ihr noch andere Ideen? Den Diagnosethread habe ich gelesen und werden nun weitere Blutwerte nehmen lassen. Nachdem heute mein Herz nach zwei Tagen ohne LT soviel besser ist, glaube ich nicht mehr, dass dort direkt ein Problem ist.
- Mich beschäftigt aktuell vorallem das Phänomen mit dem tief einatmen, das war auch der Einstiegspunkt wie ich über meine Googlesuche dieses Forum gefunden habe. Wie kann man sich dies erklären? Ich habe noch die folgende Beobachtung gemacht: Ich habe gefühlt zwei Triggerpunkte in der Interkostalmuskulator, zw. Brustwarze und Brustbein. Wenn ich dort drücke, dann spüre ich einen Druckschmerz, aber danach fühle ich mich für ungefähr 10min viel befreiter und das Atmen fällt viel leichter. Habe mal etwas von Tietze-Syndrom gelesen, ist es evtl. eine Entzündung ? Oder ist es mehr eine psychosomatische Verspannung, die die Probleme macht? Ich habe auch oft Nackenverspannungen. Könnte es ein orthopädisches Problem sein? Meine Sauerstoffsättigung war immer gut, daher denke ich nicht an ein Lungenthema.
- Zu meinen Schilddrüsenwerten: TSH 2,1 (Ref. 0.35-4,5) FT3=3,94 (Ref. 2.00-4,2) FT4=2,24 (Ref. 0,8-1,7) : Ist es normal, dass man einen solchen großen Unterscheid zw. T3 und T4 hat? Ich hätte erwartet, dass beide Werte erhöht wären! Und müsste nicht mein TSH deutlich niedriger liegen? Historische Werte der letzten Jahre habe ich und werde diese auch bald hier einstellen.
- Ich habe in den letzten Tagen sehr viel gelernt in diesem Forum, werde beim nächsten Arztbesuch noch deutlich mehr Werte nehmen lassen. Meine Frage ist aber, kann/soll ich jetzt schon Nahrungsergänzungsmittel nehmen Selen, Zink, etc? Insbesondere vor Selen habe ich Respekt, da ich gelesen habe, dass es die Bioverfügbarkeit des aufgenommenen Thyroxin verstärkt, was vielleicht aktuell für mich nicht Vorteilhaft wäre.
- Kennt ihr einen guten Endokrinologen für Hashimoto in Stuttgart? Ich bin gerade bei Frau Dr. Volk, aber leider war sie in meiner aktuellen Phase ein Totalausfall, ihre kurzen Emailantworten auf meine Beschwerden waren nur: sie glaubt nicht, dass es die Schilddrüse ist und nachdem die Werte da waren, ja Reduzierung war richtig. Keine weiteren Untersuchungen oder Hilfestellungen. Mein Anker ist momentan mein Hausarzt in meiner alten Heimat Wiesbaden.
PS. Sorry für den langen Text, aber zum einen könnt ihr mir vielleicht besser helfen. Die Lektüre von anderen Beiträgen hier hat mir bereits oftmals die Angst vor Schlimmeren genommen und Hoffnung auf Besserung gegeben.
Mein größter Wunsch ist nur mein Leben vor einem Monat wieder zurück zu bekommen.
Gruß Chris