Liebes Forum,
als Neuankömmling bitte ich euch gleich um Hilfe. Ich brauche bitte ein paar Erkenntnisse von Menschen, die Erfahrung mit Schilddrüsenfehlfunktionen v.a. in Kombination mit Steroidhormonen haben, nachdem mich meine Ärzt*innen weitegehend im Dunkeln tappen lassen und/oder selbst nicht mehr wissen.
Ich bin 25 und leide seit ca. 5 Jahren an Östrogenmangel und damit verbundener Amenorrhö. Präparate gegen Wechseljahresbeschwerden, die mir meine Gynäkologin ans Herz legte, möchte ich nicht nehmen. Auch die Pille behagt mir nicht wirklich und ich habe sie zwar zu Hause rumliegen, nehme sie aber nicht ein. Viele können ja bei der Einnahme bzw. nach dem Absetzen nochmal massiven Haarausfall auslösen und den verkrafte ich gerade wirklich nicht mehr.
Seit rund 2 Jahren habe ich auch immer wieder periodisch auftretenden (2x/Jahr und ziemlich genau zur selben Zeit. 1x im Frühjahr und 1x im Spätsommer/Herbst) und sehr starken Haarausfall (ca. 400 Haare/Tag bei Haarwäsche). Nach 2-3 Monaten hört dieser Ausfall wieder auf, von November bis Jänner verliere ich dann max. 10 Haare/Tag. Insgesamt nimmt die Haardichte aber ab, auch wenn in den „Ruhephasen“ fleißig Babyhaare sprießen, die dann aber meist nicht alt werden. Bevor der Haarausfall startet kündigt er sich mit Kopfhautjucken an, das ich bei Stress dann verstärkt wahrnehme. Aktuell nimmt mein Haarausfall wieder Fahrt auf. Bei jeder Haarwäsche kommen mehr Haare mit. Wieder dasselbe Spiel: vor ein paar Tagen noch waren es ausschließlich 1-2 cm lange Haare, jetzt verabschieden sich auch vermehrt die ganz langen Haare (bei mir reichen sie bis zu den Schultern).
In Verbindung mit Kreislaufbeschwerden, gesteigertem Kälteempfinden, Appetitlosigkeit, Libidoverlust und trockener Haut hatte ich irgendwann auch mal die Schilddrüse im Verdacht. Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten haben sich in den vergangenen zwei Jahren dazugesellt. Ganz allgemein fühle ich mich mental wie physisch nicht so leistungsfähig, wie ich es vor ein paar Jahren war und dabei bin ich „eigentlich“ noch jung. Ich lebe halt vor mich hin, aber auf Sparflamme und es gibt leider Phasen, in denen ich depressiv verstimmt bin.
Kommen wir zu den Laborwerten, die sich bislang angesammelt haben. Ich greife einfach Werte heraus, die außerhalb des Referenzbereichs lagen oder mir relevant erscheinen:
Gesundenuntersuchung September 2019 (damals war ich 21. Ich nehme so alte Werte her, weil Ärzt*innen sich gerne sträuben, alles auf einmal zu testen. Von einigen Werten habe ich nichts Aktuelleres):
Niedrige Leukozyten: 3,23 Giga/l (4.40-11.30)
Cholesterin: 194 mg/dl (< 200) à trotz sehr pflanzenlastiger Ernährung, wenig Fleisch
LDL: 110 mg/dl (erstrebenswert < 100)
Folsäure: 7,1 ng/ml (5.4-20)
TSH basal (damals wurde nur TSH gemessen): 2,31 uU/ml (0.40 – 4.00)
Hormonstatus Gynäkologin September 2021:
Leberparameter:
GPT (ALT) 38 U/l (< 35)
Gamma GT 41 U/l (< 40)
Schilddrüse:
fT4 1,28 ng/dl (0,89 – 1,76)
fT3 3,05 pg/ml (2,20 – 4,20)
TSH 1,96 uU/ml (0,40 – 4,00)
Hormonstatus:
FSH 6,9 mU/ml (1,5 – 153,0)
Prolaktin 5,2 ng/ml (4,6 – 46,0)
Östradiol 30,1 pg/ml (11,9 – 356,0)
--> alles unterirdisch. Bzgl. Östradiol gab es schon ein Auf und Ab. Mein niedrigster Wert wurde im Februar 2022 gemessen und lag bei sagenhaften 17 pg/ml. Im Juni 2022 stieg er dann wieder auf um die 30 pg/ml. Die diesbezüglichen Laborwerte muss ich noch rauskramen, dann kann ich mehr Werte liefern.
Untersuchung der Schilddrüse Mai 2022:
Diagnose: Normalgroße SD (rechts 6ml, links 3ml), diskret vergröbertes (ja, vergröbert) Strukturmuster, keine auffälligen Knoten, keine Hyperämie, Tc-Uptake bei der Szintigraphie: 1,19 % (weniger Aktivität links),
Kupfer im Serum 68 ug/dl (80-155)
Zink 8,5 umol/l (9,5 – 19)
Cortisol 12,5 ug/dl (3,0 – 28) Es war um die Mittagszeit, von daher im Rahmen (nachmittags: 3,0 – 16)
Schilddrüse:
fT4 0,91 ng/dl (0,7 – 2,0)
fT3 2,44 pg/ml (1,71 – 3,71)
TSH 1,633 mU/l (0.35 – 4.0)
SD-AK:
TGAK 6,54 U/ml (< 4,11)
aTPO 1,12 U/ml (< 5,6)
Therapie mit 3 „Schilddrüsen-Infusionen“ = Eisen, Selen, Zink, Kupfer,… sowie mit Paranüssen, Verlaufskontrolle in einigen Monaten
Schilddrüsenuntersuchung Jänner 2023:
Diagnose: Echonormale Grundstruktur, kleine Zysten mit kleinen Verkalkungen, eher kleine SD (rechts 6 ml, links 4 ml), euthyreot
TSH 1,81 uU/ml (0,47 – 3,50)
fT4 0,98 ng/dl (0,75 – 2,00)
fT3 2,26 pmol/l (1,51 – 4, 14)
TAK 3,73 IU/ml (< 4,11)
TPO 0,56 IU/ml (< 5,61)
Calcitonin < 1 pg/ml (< 10,0)
Therapie: Einleiten einer niedrig dosierten SD-Medikation mit Euthyrox 25 ug, Selen 200mg tgl. und Zinksupplementation für 3 Monate.
Gibt es jemanden, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat und/oder der meine Werte interpretieren kann? Ich habe mich schon intensiv in die Themen „Östrogenmangel“ und „Schilddrüsenunterfunktion/Hashimoto“ eingelesen, empfinde die Thematik aber als hochkomplex. Von daher fällt es mir schwer einzuschätzen, welche die richtige Therapie bzw. Herangehensweise für mich ist. Gehe ich zuerst die Östrogen-Problematik an oder löse ich zuerst die Schilddrüsenprobleme?
Meine Gynäkologin vermutet hinter dem Östrogenmangel psychische Probleme und einen zu geringen BMI. Und es stimmt, ich hatte bis vor 1,5 Jahren unter 60 kg bei einer Größe von 1,72 m. Aktuell wiege ich ca. 65 kg und fühle mich damit ganz ok, BMI liegt bei ungefähr 22. An einem Mangel an Kalorien kann es nicht mehr liegen.
Und habe ich überhaupt Schilddrüsenprobleme? Sicher, das Organ ist klein, fT4 ist grenzwertig niedrig, und viele Symptome sprechen für eine Unterfunktion. Aber so richtig ausgesprochen hat diese Diagnose keiner der Ärzte, die ich konsultiert habe. Es handelte sich bei allen um Wahlärzte, dennoch hatte ich nie das Gefühl, mit meinen Anliegen gut aufgehoben zu sein (Schilddrüsenexperte 1 hat den Umstand, dass ich seit Jahren keine Periode mehr hatte, nicht einmal in seinen Unterlagen vermerkt. Es war für ihn offenbar irrelevant. Für mich ist es das nicht).
Eine der drängendsten Fragen: Riskiere ich mit einer niedrigen Dosierung von L-Thyroxin, dass sich eine Unterfunktion manifestiert, wo aktuell meine Werte noch halbwegs im Rahmen wären? Also kann sich der Zustand meiner Schilddrüse durch die Hormongabe verschlechtern, könnte ich das Fortschreiten der Unterfunktion beschleunigen? Oder würde die Schilddrüse wieder ihre Arbeit wie bisher aufnehmen, wenn sich herausstellt, dass mir L-Thyroxin nicht hilft?
Danke fürs Durchlesen! Bei Bedarf kann ich alle Laborwerte als Bilder hochladen.